3D-Printing überschreitet Peak der Hype-Kurve

Der erste Gipfel der Begeisterung für 3D-Druck ist erreicht - und überschritten. Das ist gesund.

 

Dem Beratungshaus Gartner verdanken wir das anschauliche Bild der Gartner Hype-Kurve. Die Hype-Kurve zeigt, wie die Öffentlichkeit eine neue Technologie wahrnimmt, ausgedrückt durch das Maß „Expectations“, die Erwartungen an die neue Technologie. Beeinflußt werden diese Erwartungen durch Meldungen in den Medien, durch Unternehmensgründungen, die Entwicklung neuer Produkte und die frühe Verbreitung dieser Produkte unter den ersten Käufern.

 

3D-Druck ist eine „neue“ Technologie, die mich stark interessiert. Dabei ist 3D-Druck an sich nicht neu. Seit über 20 Jahren gibt es industrielle Anwendungen, zum Beispiel im Prototypenbau der Fahrzeug- und Luftfahrtindustrie. Vor rund vier Jahren begann jedoch eine Entwicklung, die den 3D-Druck für Konsumenten mit neuen, günstigen 3D-Druckern in Reichweite brachte. Laut Branchen-Experte Terry Wohlers scheint dann vor knapp zwei Jahren ein Hebel umgelegt worden zu sein: 3D-Druck brach sich den Weg in eine breite Öffentlichkeit, ein „Hype“ entstand. 

 

Gartner Hype Cycle of Emerging Technologies, Hypes und Trends 2014
Gartner Hype Cycle of Emerging Technologies, Hypes und Trends 2014

 

Schön ablesbar ist die öffentliche Wahrnehmung von 3D-Druck mit den Tools von Google Trends. Der Blick auf die Trend-Charts zeigt heute: Die Meldungen zu 3D-Druck nehmen seit Herbst 2013 nicht mehr zu, die Bewegung verläuft bestenfalls noch seitwärts. Das paßt zu der jüngsten Ausgaben des Gartner Hype Cycle of Emerging Technologies 2014, die Consumer 3D-Printing in der Spitze der ersten Peak-Kurve zeigt. Gartner lag hier richtig. Genauso ist aber auch zu erwarten, dass die Vielfalt der Anwendungen von 3D-Druck in den kommenden Jahren weiter massiv zunehmen wird. Das Wachstum in der realen Welt, das der Hype-Kurve erst einmal hinterher läuft, hält entgegen den fallenden Erwartungen an, ja nimmt sogar noch stark zu.

Personal- oder Desktop 3D-Drucker kamen in den letzten Jahren von Dutzenden neuer Hersteller auf den Markt. Junge Firmen mit zahlreichen 3D-Druck Angeboten im Web und in der realen Welt wurden gegründet. Das Maker-Movement – die modernen Bastler – trug seinen Teil bei. Frei gewordene Patente, eine große Lust an Innovation, auch die besseren Möglichkeiten für die Finanzierung junger Unternehmen über Crowd-Funding per Kickstarter (40 Kickstarter-Projekte zu 3D-Druck) führten dazu, dass 3D-Druck in der öffentlichen Wahrnehmung stark an Sichtbarkeit gewann. Die wird jetzt erst einmal abnehmen.

 

Das ist eine gesunde und normale Entwicklung. Der Druck wird aus dem Markt genommen, Erwartungen werden relativiert. Für all jene, die nachhaltig an Produkten und Dienstleistungen im 3D-Druck Markt arbeiten, ist das eine gute Nachricht. In Hype-Phasen verschwimmt der Blick auf den Markt, in der Hype-Konsolidierung weicht Begeisterung der nüchternen Analyse. Und die zeigt, dass 3D-Druck in den kommenden Jahren stark an Bedeutung gewinnen wird – für die industrielle Anwendung und für Konsumenten.

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